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Thema: Geschichte über "Ein Geiles Auto"

  1. #1
    yakoli
    Gast

    Geschichte über "Ein Geiles Auto"

    Habe im Netz folgendes gefunden. Ruhig mal zu Ende lesen. Ein wirklich "geiler Artikel".

    Zwischen 4,2 und 12,7 Sekunden liegen Ewigkeiten, wenn es Beschleunigungswerte eines Autos sind. Dabei sagt es wenig über den Wagen - über viel über uns.

    Brmmmmm. Zuerst kommt der Ruck, wenn uns die Masse des eigenen Körpers in den Fahrersitz drückt. Das weicht schnell einer Beklemmung um die Lunge herum: Die Gewichtskraft drückt den Brustkorb nach hinten. Die Hände greifen instinktiv fester um das Lenkrad, der Fuß stemmt ins Gaspedal. Jetzt erkennt das Gehirn, dass die Umgebung auf uns zu rast, es versucht den Körper auch rasend zu machen, versucht die Chance zu wahren zu überleben. Das Nebennierenmark pumpt Adrenalin ins Blut, der Puls jagt. 1 g - Erdbeschleunigung: Wie ein freier Fall. Wir sind voll aktiviert, zurück in wilden Zeiten. Ein Puma könnte uns jetzt aus dem Gebüsch heraus attackieren, wir würden ihn anbrüllen. Roaaaaar.

    Wir könnten noch schneller: 2,5 g. Die Beschleunigung drückt unser Herz in die Rücken-Rippen, es verformt sich wie Hackfleisch auf einer Parilla. 3,5 g: Feeling wie beim Raketenstart. Bitte keine Kurve jetzt, sie würde uns das Genick knicken wie Balsaholz. Doch solange es geradeaus geht, können wir kräftig weiter aufs Gas treten. Bis etwa 40 g den Körper durchwalken. Dann wird das Blut-Adrenalin-Gemisch unsere vordere Gehirnhälfte verlassen und sich im Hinterkopf stauen, weil es bei dieser Beschleunigung dreimal schwerer ist als flüssiges Blei. Und es wird uns möglicherweise Löcher in die hintere Schädeldecke schießen: Wie es eben passiert, wenn man in 0,7 Sekunden aus dem Stand auf 1000 Kilometer pro Stunde aufdreht. Aber das wollen wir gar nicht. Seitdem wir wissen, was ein Auto ist, wollen wir immer nur von 0 auf 100.


    Es gibt etliche Werte, die beschreiben, ob ein Fahrzeug gut ist. Etwa der "Bremsweg aus 100 km/h", der uns erschließt, wie viele Meter bei diesem Tempo über unseren Aufpralltod entscheiden. Oder die "ISO-Wedelgasse", anhand der wir erkennen können, bei welcher Geschwindigkeit wir aus der Kurve fliegen. Schließlich der "Verbrauch bei Tempo 90 nach ECE-Norm", der darüber informiert, ob der Motor uns arm machen wird. Doch es gibt nur einen Wert, der zeigt, ob das Auto geil ist: "von 0 auf 100".


    Nicht geil ist von 0 auf 100 in 12,7 Sekunden: VW Passat. Geil ist von 0 auf 100 in 4,2 Sekunden: Porsche 911 Turbo. Als Jungs saßen wir uns mit Auto-Quartett-Karten gegenüber und versuchten einander zu übertrumpfen, indem wir prahlerisch die Fahreigenschaften verlasen. Das einfachste Spiel der Welt, und doch lehrte es Grundsätzliches: Du kannst ein Passat-Leben oder ein Porsche-Leben führen. Passat-Leben bedeutet Job von 9 bis 17 Uhr, Doppelhaushälfte, sonntagmorgens Brötchen für die Familie holen. Porsche-Leben heißt Rennfahrer, Astronaut, Jetpilot. Wer genug Porsche-Karten auf der Hand hatte, war Gewinner des Spiels, immer.

    Es war in den 50er Jahren, als die Autoindustrie sich auf den Standard "von 0 auf 100" einigte. Als es Normalität wurde, dass Fahrzeuge mehr als hundert Stundenkilometer schafften. Zunächst blieb diese krude Wort-Zahl-Verkeilung wenig beachtet. Man konnte ja nicht allzu oft überholen. Und mit dem Wort "Auto" verband man damals "Transport" - und nicht "alles".

    Noch heute hat es kaum praktischen Wert zu wissen, wie schnell sich ein Wagen aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer treiben lässt. Wer macht das schon? Wir fahren von null bis zur Parkplatzausfahrt, dann bis zum Ende der Tempo-30-Zone, nach dem Ortsschild würden wir gerne auf 80 beschleunigen, hängen aber hinter einem Lieferwagen fest. Wer schließlich die Autobahn erreicht, dreht bis 120 auf - er muss ja beim nächsten Baustellen-Schild schon wieder auf die Bremse. "Null auf hundert" ist ein hypothetischer Wert, der angibt, wie laut unser Motor "Freiheit" jaulen könnte - wenn er das nur einmal dürfte.


    In der 0-auf-100-Welt leben nicht die, deren Tagwerk aus explodierendem Benzin besteht, sondern Möchtergernschnellfahrer, Ampelstarter und Reifenquietscher. Von 0 auf 100 will nur, wer immer wieder von 100 auf 0 muss.


    Glaubt man Alfred Gebert, Professor für Psychologie und Soziologie an der Fachhochschule des Bundes in Münster, hat die Speed-Faszination weniger mit Autos zu tun als mit primitiven Instinkten: "Der Mann am Steuer spürt, dass er es ist, der diese Beschleunigung verursacht", sagt er, "aber damit beweist er in Wirklichkeit nur seine Neandertaler-Qualitäten."

    Die Urmenschen waren Jäger. Gute Jäger mussten schnell sein, um ein Kaninchen zu erwischen. Ein fähiger Jäger galt als attraktiver Partner, weil er in seinen Samen die stärksten Gene für die kommenden Generationen weitergab. Ähnlich verläuft auch die archaisch-logische Gedankenkette der Hobby-Schumis auf den deutschen Autobahnen: Hubraum ist gleich Stärke ist gleich Potenz. Offenbar funktioniert es: "Es gibt jede Menge Neandertalerinnen vom Typ Uschi Glas, die auf solche Männer reinfallen", rumpelt Gebert (auf den diese Uschis vielleicht nicht so stehen, er ist 58 Jahre und Opelfahrer).

    Oft endet die Gasfuß-Partnerwahl in der Genfalle. Studien legen nahe, dass für den modernen Mann ein schnelles Auto oft eine Kompensation für eine nicht mehr vorhandene Stärke im Bett ist, lackiertes Viagra. Wissenschaftler, die Probanden nach Alter, Auto und gefühltem Alter befragten, stellten fest, dass Porsche-Fahrer sich durchschnittlich zwölf Jahre jünger fühlen, als sie tatsächlich sind.

    Professor Gebert spricht sogar von einem Generationen-Phänomen. Das Gefühl, auf vollen Touren zu laufen, sei für den heutigen Menschen ein fast genauso starker Trieb wie die Sexualität. Sich bewegen, Spannung suchen. Es geht um Schnelligkeit als Lebensstil. Um einen möglichst langen Adrenalinrausch gegen die Langeweile.

    Seinen bislang größten Auftritt hatte der "Homo 100" in der New Economy, als das Porsche-Leben auch die bleichbrilligen Bürobewohner ergriff. "Get Big Fast", diese Order gab Jeff Bezos Ende der 90er Jahre für sein Unternehmen Amazon aus, und die ganze Wirtschaftswelt stimmte ein. Beschleunigung als Geschäftsprinzip. Es ist nicht so wichtig, was man macht, Hauptsache, man macht es als erster. Nicht die Großen siegen über die Kleinen, sondern die Schnellen über die Lahmen.


    Nun ist Rezession, viele Porsche-Leben harren vor der roten Ampel, wenn nicht vor den Schaltern des Arbeitsamts. Beim Online-Automarkt mobile.de - der Automarkt für Gebrauchtwagen und Neufahrzeuge - Finden oder Verkaufen Sie einfach und schnell ihr Auto werden mittlerweile über 1000 gebrauchte Porsche angeboten, die erst 1999 gekauft wurden. Die 0-auf-100-Kultur auf der Standspur.

    Wahrscheinlich ist das besser so. Man muss nur Torsten P. fragen, um zu erfahren, wie es denen geht, die immer, immer beschleunigen. Er arbeitet beim Flugmedizinischen Institut der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck und untersucht Jetpiloten: "Etwa 70 Prozent der Piloten klagen über Nackenbeschwerden. Und 6,6 Prozent wurden wegen bandscheibenbedingten Beschwerden untersucht."

    Manch waghalsiger Überflieger muss daher schon frühzeitig in den elektrischen Rollstuhl umsteigen. Und der beschleunigt von 0 auf 9 in vier Sekunden.

  2. #2
    XFA
    Gast
    Mhh joa... net schlecht.

    Jetzt bin ich aber auch net schlauer wie vorher...

  3. #3
    Sparsam ist Spaßarm! Admin
    Avatar von Amok
    Registriert seit
    09.05.03
    Beiträge
    4.029
    Ich versteh den Sinn dieses Threads nicht so ganz ...

  4. #4
    corsa_schmidti
    Gast
    Torsten Pippig = Yakoli

  5. #5
    Basti22
    Gast

  6. #6
    boja88
    Gast
    ist was dran

    @ Amok: das doll dir sagen , dass du nicht immer so heizen sollst, bevor es nacher ganz vorbei ist! (oder so ungefähr)

    MfG Boja

  7. #7
    yakoli
    Gast
    Zitat Zitat von Amok Beitrag anzeigen
    Ich versteh den Sinn dieses Threads nicht so ganz ...
    Haben denn die vielen anderen "Is mein ****** breiter als INgo's" - oder "Ratet mal wem jetzt der Steinmetz GT/R gehört..."-Threads im Off-Topic einen sinn?

    Ist einfach ne -wie ich finde- coole geschichte aus ner großen dt. Tageszeitung.

    Zitat Zitat von corsa_schmidti Beitrag anzeigen
    Torsten Pippig = Yakoli
    Ja so ein Zufall .

  8. #8
    Der Himmel
    Gast
    soll das jetzt heißen nur weil man auf schnelle Autos steht das man schlecht im Bett ist?

    Bin leicht............

  9. #9
    bends
    Gast
    Zitat Zitat von BlackBeauty06 Beitrag anzeigen
    soll das jetzt heißen nur weil man auf schnelle Autos steht das man schlecht im Bett ist?

    Bin leicht............
    Verdammt, ich verkauf doch den 1,2 L Corsa und hol mir nen 1,0 er!

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